In Gedenken zu Ihrem Geburtstag ein kurzer Rückblick
Esther Bejarano
„Wenn die Regierung nichts gegen die Nazis tut, dann müssen wir das tun. Wir dürfen nicht schweigen!“
Diese Worte von Esther Bejarano sind heute aktueller denn je. Neonazis nutzen die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen für Gewalt, Hetze und Stimmungsmache gegen Jüdinnen und Juden. Und der Staat steht (wie erst vor ein paar Tagen in Freiberg) daneben und schaut zu, als ginge ihn das alles nichts an.
Doch es geht uns alle etwas an, wenn gewaltbereite Neonazis marschieren dürfen, Politiker:innen und Journalist:innen bedrohen und ihre Umsturzfantasien offen verbreiten dürfen!
Esther Bejarano wusste, was am Ende dieser Eskalationsspirale droht, denn sie hat die Zeit miterlebt, als die Nazis schon einmal ihre mörderische Ideologie entfalten konnten.
Heute vor 97 Jahren, am 15.12.1924 wurde sie in Saarlouis geboren. Sie sah mit eigenen Augen, wie die Welt um sie herum immer finsterer wurde. Im April 1943 deportierten die Nazis sie nach Auschwitz, das sie wohl nur überlebte, weil sie im Mädchenorchester als Akkordeonistin unterkam. Sie und die anderen Musikerinnen mussten den Neuankömmlingen im Todeslager einen musikalischen Empfang bereiten, um sie in Sicherheit zu wiegen, bevor sie in den Tod geschickt wurden.
Später wurde sie ins KZ Ravensbrück verlegt, wo ihr bei einem der berüchtigten Todesmärsche die Flucht gelang. Nach der Befreiung durch die Alliierten lebte sie mit ihrer Familie einige Jahre in Israel, doch in den sechziger Jahren zog sie zurück nach Deutschland.
Zeit ihres Lebens erhob sie die Stimme gegen ein erneutes Aufflammen der NS-Ideologie und erzählte ihre Geschichte, um die Erinnerung an das Grauen des Nationalsozialismus lebendig zu erhalten:
„Ihr habt keine Schuld an dieser Zeit. Aber ihr macht euch schuldig, wenn ihr nichts über diese Zeit wissen wollt. Ihr müsst alles wissen, was damals geschah. Und warum es geschah.“
Sie mischte sich auch ins politische Tagesgeschehen ein, so etwa, als dem VVN-BdA vom Finanzamt die Gemeinnützigkeit entzogen wurde.
„Das Haus brennt und Sie sperren die Feuerwehr aus“ schrieb sie an den damaligen Finanzminister Olaf Scholz.
Ihrem Wunsch, den 8. Mai als „Tag der Befreiung“zu einem bundesweiten Feiertag zu erklären, wurde leider nur einmal in Berlin entsprochen – vielleicht wäre das ein schönes Geburtstagsgeschenk von der neuen Ampel-Regierung?
Im Sommer dieses Jahres, am 10. Juli 2021, verstarb Esther Bejarano in Hamburg. Heute wäre sie 97 Jahre alt geworden.
Wir werden sie nie vergessen und mit aller Kraft versuchen, ihre Arbeit fortzusetzen und ihrem Andenken gerecht zu werden.
Bild Quelle:
„File:Esther Bejarano, 70 Joer Befreiung vum Faschismus-125.jpg“ von Jwh ist lizenziert unter CC BY-SA 3.0
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