Pegida – am Rande der Verzweiflung
Es ist Montag, der 17.02.2020. Eine harte Woche voller Veranstaltungen, Demonstrationen und einem Naziaufmarsch anlässlich des 75. Jahrestages der Bombardierung Dresdens liegt hinter unserer Stadt. Aber wir haben noch ein Ereignis vor uns, den zweihundertsten Pegida-Aufmarsch, und diesmal hat sich zum wiederholten Male ein „prominenter“ Gast von der AfD angekündigt: Björn Höcke.
Trotzdem – oder vielleicht genau deshalb – hat sich an diesem Tag ein breites Bündnis aus verschiedenen Organisationen des demokratischen Spektrums gegen Pegida und Höcke gestellt und damit dem sonst eher mageren Gegenprotest einen ungeheuren Auftrieb gegeben.
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Zum ersten Mal nach über fünf Jahren standen die Hauptakteure von Nationalismus Raus aus den Köpfen und Hope fight Racism nicht alleine auf der anderen Seite der Pegida-Sichtschutzwand. Sie wurden von allen Demokraten der Stadt und verschiedenen Vereinigungen und Gruppierungen unterstützt. Dies ist genau das Zeichen, das Dresden gebraucht hat, und das hoffentlich zukunftsweisend ist!
Der Erfolg dafür, dass die Demokraten in so großer Zahl gruppen- und parteiübergreifend auf der Straße und sehr laut waren, ließ sich an der Verzweiflung messen, die Pegida gestern buchstäblich ins Gesicht geschrieben stand. Wir waren mit einer Sambagruppe, unseren Stimmen und vielen Musikinstrumenten so laut, dass die Menschen auf und vor der Pegida-Bühne ihr eigenes Wort nicht verstanden. Ihre Verärgerung darüber taten sie offen kund und standen kurz davor, die Veranstaltung abzubrechen. Es muss schon frustrierend sein, wenn man seine antidemokratischen und realitätsverdrehenden Hetzreden nicht ungehindert über seine Jünger ausschütten kann, sondern sich einer lautstark protestierenden Menschenmenge von mehr als 3500 Teilnehmern gegenüber sieht, die ihre Bürgerrechte wahrnimmt und die Veranstaltung durch ihr deutliches Nein stört.
Gestern wurde einmal mehr deutlich, was jedem Dresdner und jeder Dresdnerin, jedem Verein und jeder Gruppe bewusst sein muss: Pegida ist unser aller Problem – Pegida geht uns alle an. Es ist dabei unerheblich, ob die Hetze von Pegida und ihren Gastrednern sich gegen ihren „politischen Feind“ richtet, und sie die CDU mit ihren Haupt-Feindbildern Michael Kretschmer und Angela Merkel angreift, oder ob sie die Klimabewegung Fridays for Future als “Kindersoldaten” diffamieren. Oder ob Pegida ihren Hass auf Geflüchtete richtet, denen sie den Tod durch Ertrinken wünscht. Im Grunde gehören all jene zu ihrem Feindbild, die nicht auf ihrer Seite stehen und ihre politischen Ziele ablehnen.
Unerheblich, welcher Partei oder Gruppierung wir angehören, oder ob wir als Privatperson auftreten, ohne Bindung an eine Organisation: Die gestrigen Ereignisse sind ein deutlicher Weckruf, dass wir Demokraten in der Mehrzahl sind und dass niemand sich um politischen Gesichtsverlust sorgen muss, wenn er sich gegen Pegida engagiert.
Die demokratischen Parteien müssen aus den Thüringer Ereignissen ihre Lehren ziehen und ihre Grabenkämpfe endlich beilegen. Pegida ist und bleibt der Steigbügelhalter für die AfD und andere rechte Gruppierungen. Das Netzwerk dahinter ist gut ausgebaut, aber schon länger bekannt.
Für alle diejenigen, die sich sonst regelmäßig und in weitaus kleinerer Zahl der Pegida entgegen stellen, war es gestern sehr bewegend und ermutigend, diese gewaltige Welle der Unterstützung zu spüren.
Im Namen von ZIVD und der Grundgesetz-Ultras bedanken wir uns bei allen, die gestern an unserer Seite waren und natürlich auch bei den Parteien, die den Gegenprotest unterstützt haben. Lasst uns bitte auf diesem Niveau weitermachen und ein gemeinsames Bündnis gegen Pegida und gegen die AfD gründen.
Blick in die Massen von Nationalismus Raus aus den Köpfen und Hope fight Racism
Wir können so viel mehr Menschen erreichen mit eurer Unterstützung. Vereint in dem Ziel, unsere Demokratie zu schützen und unser Dresden nicht in die Hände der AfD fallen zu lassen, fordern wir alle BürgerInnen Dresdens, alle Organisationen und Verbände auf:
Bezieht klar und deutlich Stellung und zeigt Gesicht gegen Hass und Hetze!Und das nicht nur, wenn Faschisten, Neonazis und Pegida durch die Straßen ziehen, sondern auch, wenn unsere Mitmenschen wegen ihrer Religion, Herkunft, sexuellen Orientierung oder ihres Geschlechts im Alltag angegriffen, beleidigt oder ausgegrenzt werden.
Der nächste Aufmarsch von Pegida wird am 02.März 2020 stattfinden. Wir hoffen, dass ihr alle auch dann wieder dabei seid. Wenn wir gemeinsam für unser Stadt kämpfen, werden wir ihren demokratischen, vielfältigen und weltoffenen Charakter bewahren!