Wer schweigt stimmt zu
Nun jährt er sich zum ersten Mal – der erschütternde, rechtsmotivierte Terroranschlag von Hanau. Der Schmerz, die Erinnerung, das Unverständnis des Geschehenen sitzen tief bei den Angehörigen und Hinterbliebenen und sind für sie und alle, die diese Tat miterleben mussten, allgegenwärtig. Doch wie sieht es im Rest der Gesellschaft aus?
Nach den lauten Stimmen von Politik und Zivilgesellschaft unmittelbar nach dem Anschlag ist es erschreckend ruhig geworden um diese blutige Nacht. Ein Umdenken in der Politik oder in der Bevölkerung ist kaum zu erkennen. Dabei besteht dringender Handlungsbedarf. Jeder weitere Tag, an dem nicht daran gearbeitet wird, etwas zu ändern, ist ein Tag näher am nächsten rechtsterroristischen Anschlag. Schöne Worte und spontane Sympathiebekundungen ändern nichts an den Verhältnissen, die zu diesen Taten führen.
Es muss langfristig umgedacht werden und nicht immer nur kurz nach solchen schrecklichen Tagen. Wir alle müssen erkennen: Der Angriff von Hanau kam nicht aus dem Nichts. Er ist nicht die unvorhersehbare Tat eines verwirrten Einzeltäters, er ist das Ergebnis einer Gesellschaft der Gleichgültigkeit und des Egoismus, die sich scheut, Stellung zu beziehen und den rechten Gewalttätern den ideologischen Nährboden zu entziehen. Nicht nur Hanau, auch Halle hat uns im vergangen Jahr gezeigt, dass es schon fast zu spät ist. Nicht nur die Politik, auch die Zivilgesellschaft hat versagt, hat weggeschaut, relativiert, verharmlost.
Rückgängig kann man diese Taten nicht mehr machen. Keiner der Menschen, die durch einen rechtsmotivierten Anschlag sterben mussten, können wieder zum Leben erweckt werden. Aber wir alle können 365 Tage im Jahr daran arbeiten, dass so etwas nicht wieder passiert. Wir können unsere Stimmen erheben und geschlossen zusammenhalten gegen jegliche Form von Hass und Hetze, gegen Ausgrenzung, Rassismus und Diskriminierung. Den Hinterbliebenen sollte man nicht nur an Jahrestagen zeigen, dass die Toten nicht in Vergessenheit geraten. Sie sollten sehen, dass sie es wert sind, dass wir jeden Tag an sie erinnern und dass alles versucht wird, um solche Anschläge in Zukunft zu verhindern. Es darf nicht sein, dass Gewalt von Rechts länger verharmlost wird!
Auch die Gefahr durch die Hetzreden von der sogenannten „Alternative“ für Deutschland muss als solche erkannt und behandelt werden, denn sie liefern den ideologischen Unterbau für Taten wie in Halle oder Hanau. Wir brauchen einen gesamtgesellschaftlichen Aufschrei. Alle Parteien und Bürger müssen sich laut dagegen stellen und offen Gesicht zeigen gegen Rechts.
Die Namen der Toten von Hanau, aber auch die Namen all der anderen Menschen, die durch rechte Gewalt ums Leben gekommen sind, sollen nicht vergessen werden. Sie alle sollten mahnend in unseren Köpfen bleiben und uns Kraft geben, dafür zu kämpfen, dass nicht noch mehr Namen hinzukommen. Dafür tragen wir alle eine Mitverantwortung.
Zeigt Herz gegen Rechts.
19.02.21. Ein Jahr nach dem rassistischen Anschlag in #Hanau.
— Initiative 19. Februar Hanau (@19FebruarHanau) February 19, 2021
Wir trauern und erinnern.
Ferhat Unvar
Hamza Kurtović
Said Nesar Hashemi
Vili Viorel Păun
Mercedes Kierpacz
Kaloyan Velkov
Fatih Saraçoğlu
Sedat Gürbüz
Gökhan Gültekin#SayTheirNames #KeinVergessen pic.twitter.com/V9RDVzXqa1
Wir gedenken der Opfer von #Hanau mögen ihre Namen nie vergessen werden #saytheirnames pic.twitter.com/9m2EMFXzYQ
— ZIVD e.V. (@ZIVD_eV) February 19, 2021