Tagebuch der Sozialbetreuung
Soziale Arbeit mit Geflüchteten – sicherlich gibt es einige, die sich darunter nichts vorstellen können. Um euch die Bedeutung davon ein wenig näher zu bringen, haben wir uns überlegt, in regelmäßigen Abständen unsere Arbeit mit Migranten*innen etwas vorzustellen und transparenter zu machen.
Wenn wir mit Menschen ins Gespräch kommen, werden wir des Öfteren gefragt was wir überhaupt machen und wozu Geflüchtetensozialarbeit überhaupt benötigt wird. Reicht es nicht aus, Anträge und Wegweiser zu Behörden einfach in mehrsprachigen Auflagen in den Ortsämtern auszulegen und mehr „Werbung“ für Sprach- und Integrationskurse zu machen? Wir sagen dazu ganz eindeutig Nein, denn unsere Arbeit besteht nicht nur darin, Behördenbriefe und Anträge zu übersetzen und zu erklären, auch nicht nur, sie in Sprachkurse zu vermitteln. Klar sind auch das Aufgaben, die erledigt werden müssen, aber es fallen noch zahlreiche andere Tätigkeiten und Problemlagen in unser Arbeitsfeld. Viele dieser Tätigkeiten sind für die meisten Menschen alltäglich und selbstverständlich. Für die Geflüchteten jedoch erscheinen sie oft ein riesiger Berg zu sein, von dem sie glauben, ihn nicht überwinden zu können.
Dieser Blogpost soll keine Aufklärungsarbeit sein, sondern, wie schon beschrieben, ein kleiner Eindruck in unsere Arbeit. Soziale Arbeit ist kein Werkstück mit einer vorgefertigten Bauskizze oder einem passenden Rezept für alle: Jede Person die wir begleiten ist einzigartig, benötigt individuell zugeschnittene Hilfsangebote und unterschiedliche Herangehensweisen um sie zum Erfolg zu führen.
Wir arbeiten mit Menschen, die alle an verschiedenen Orten geboren wurden, die alle einen anderen Fleck der Erde ihre Heimat nennen. Alle Menschen die wir betreuen und begleiten hatten die unterschiedlichsten Beweggründe, das Land zu verlassen in dem sie lebten. Wir machen keine Unterschiede bei den Beweggründen, somit machen wir auch keine Unterschiede in den einzelnen Status der Aufenthaltserlaubnis.
Ein*e Geflüchtete*r mit einer Abschiebeanordnung (Duldung) benötigt genauso Hilfe wie ein*e Geflüchtete*r mit Flüchtlingseigenschaft.
Die individuellen Beweggründe spielen in unsere Arbeit trotz alledem oft eine große Rolle, denn viele von ihnen sind schwer traumatisiert oder haben psychische Erkrankungen (PTBS), die immer mit berücksichtigt werden sollten.
In einigen unserer Fallbeispiele werden sicher die eine oder andere Frage beantwortet, neue Sichtweisen eröffnet, oder eine neue Perspektive auf bestimmte Situationen ermöglicht werden, z. B. vier Jahre in Deutschland und immer noch keine ausreichenden Deutschkenntnisse.
Oft entstehen Situationen, die eine Gratwanderung sind zwischen der möglichst großen Selbstständigkeit der Klient*innen und einer zu weit greifenden Übernahme von Verantwortung beim Versuch zu helfen. Einen Tag gelingt es gut, an einem anderen eher weniger.
Lasst euch einfach überraschen, denn das tun auch wir. Jeder Tag birgt für die Klient*innen wie auch für uns immer neue positive und negative Überraschungen.
Es handelt sich um Erfahrungsberichte und Gedächtnisprotokolle. Die Namen werden durch fiktive Namen ersetzt.